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10 Tipps für digitalen Fernunterricht

Grundsätze, Methoden und Tools für digitales und zeitgemäßes Lernen

Digitalisierung in Schulen ist weit mehr als Tabletklassen einzurichten und Tafeln durch Smartboards zu ersetzen. Neben digitalen Geräten und Ergänzungen zum Präsenzunterricht gibt es heute auch viele Möglichkeiten Fernunterricht digital, vielfältig und interaktiv zu gestalten. Das Feld an Methoden und Tools ist groß und wird immer größer. Und wir glauben: Die Schulschließungen durch die Corona Pandemie sind eine großartige Chance, neue Formate in die Breite zu tragen. Viele fragen sich: Wie kann ich Unterricht digital gestalten? Jede Lehrkraft ist nun gefordert, gewohnte Pfade zu verlassen und kreative neue Lösungen zu entwickeln. Und dafür gibt es bereits eine Menge Möglichkeiten. Wie digitaler Fernunterricht aussehen kann, wollen wir hier mit 10 Tipps näher beleuchten.

1. Austausch und soziale Interaktion ermöglichen

Wir Menschen sind soziale Wesen. Für viele Jugendliche ist gerade der Austausch mit Peers eine große Motivation für die Schule – eine Komponente, die auch im Fernunterricht nicht verlorengehen darf. Peer Learning ist ein wichtiger Bestandteil, der digital stattfinden kann und sollte. Zum Fernunterricht müssen deshalb alle Sozialformen gehören: Selbstständiges Arbeiten, Zusammenarbeit in Lernteams, gemeinsames Lernen und Austausch mit der Klasse.

2. Struktur und Orientierung geben

Fast jede*r kennt es wohl von sich selbst: Ein Tag zu Hause ist manchmal schwer zu beginnen. Auch Schüler*innen fällt es oft schwer, vollkommen eigenständig über längere Zeiträume hinweg ihren Lernrhythmus zu gestalten. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrkräfte, aber auch Schüler*innen sich gegenseitig, dabei unterstützen. So kann es zum Beispiel hilfreich sein, Tage oder bestimmte Lerneinheiten gemeinsam zu beginnen – sei es mit einem Video-Call oder in einem gemeinsamen Chat. So können auch gemeinsame Ziele festgelegt und reflektiert werden, ob diese erreicht wurden und Lernergebnisse mit der Klasse zu teilen.

3. Klare Kommunikationswege etablieren

Es ist wichtig, dass es klare Kommunikationswege gibt. Worüber läuft die normale, tägliche Kommunikation? Diverse Kommunikationsplattformen oder Foren, in denen verschiedene Gruppen eingerichtet werden können, sind hier hilfreich, um auch den Austausch in der gesamten Klasse sowie in Kleingruppen zu ermöglichen und einen gemeinsamen Lernraum zu schaffen. Viele bereits von Schule genutzte Lernplattformen bieten solche Möglichkeiten (Hinweise zu digitalen Tools finden sich weiter unten). Die Online Kommunikation kann sowohl asynchron (über Nachrichten und Chats) als auch synchron (über Video-Sessions oder Telefon) stattfinden. Beides hat seine Vor- und Nachteile und sollte situationsgerecht genutzt werden und auf die Bedürfnisse der Schüler*innen abgestimmt sein.

4. In der Lebenswelt der Schüler*innen ansetzen

Es erfordert viel Disziplin selbstständig zu lernen. Deshalb gilt auch beim Fernunterricht, was immer gelten sollte: Lernen soll Spaß machen. Es darf auch mal anstrengend sein, aber es sollte ein Ziel geben, das Lust macht, es zu erreichen. Jetzt ist ein toller Moment, um mit neuen Lernformen aus der Not eine Tugend zu machen. Dabei kann und sollte auch die momentane Ausnahmesituation zum Thema gemacht werden. Das ist wichtig, um in der Lebenswelt der Schüler*innen anzusetzen und auf für sie relevante Themen einzugehen.

5. Verschiedene Lernkonzepte nutzen 

Mit projekt- und problemorientiertem sowie entdeckendem und forschendem Lernen können sich Schüler*innen mit der aktuellen Situation auseinandersetzen. Aber auch fachspezifische Themen können so im eigenen Erfahrungsraum erkundet und bearbeitet werden – nicht nur allein, sondern auch in virtueller Teamarbeit. Zu Methoden, für projektorientiertes Lernen bieten wir auch zwei online Seminare an: Design Thinking als innovative Unterrichtsmethode und Die „Challenge in a Box“.  Aber auch Konzepte wie Flipped Classroom lassen sich, wenn auch ursprünglich nicht rein digital und online gedacht, durchaus für den Fernunterricht adaptieren. Denn die Inhalte, die sich die Schüler*innen multimedial aneignen, können in Live-Sessions sowohl mit der ganzen Klasse als auch in Kleingruppen weiterbearbeitet werden.

6. Vielseitig und kreativ arbeiten

Projekte und forschendes Lernen können der Weg sein, nicht in eintöniges, inputorientiertes Selbstlernen mit Arbeitsblättern, Büchern und Videos zu verfallen. Gerade jetzt, wenn durch Einschränkungen der Korona-Krise so viele ausgleichende Betätigungen wie Musikmachen, Sport und andere Freizeitmöglichkeiten für die Schüler*innen wegfallen, ist es wichtig, dass Schüler*innen Impulse für vielseitige und kreative Tätigkeiten bekommen. Lernergebnisse können beispielsweise in digitalen Portfolios, Podcasts und Videos festgehalten werden, die in eine Online Verfügbaren „Galerie“ der ganzen Klasse zur Verfügung gestellt werden, aber auch offline erstellte Ergebnisdokumentationen können per Foto mit der Klasse geteilt werden.

7. Sich als Lernbegleiter*in verstehen

Dass sich Lehrkräfte als Lernbegleiter*innen der Schüler*innen sehen sollten, ist schon lange nichts Neues mehr. Doch im Fernunterricht ist diese Einstellung alternativlos. Es ist die Aufgabe der/des Lernbegleiter*in, mit digitalen Möglichkeiten einen Lernraum zu schaffen, der zum Lernen und zum Austausch einlädt. Die Schüler*innen sollen erleben, dass sie nicht auf sich allein gestellt sind, sondern unterstützt werden. Mit Video-Calls, per Email oder auch mit bestimmten „Telefonsprechzeiten“ können Schüler*innen auch individuelle Unterstützung erhalten. Wichtig ist vor allem die Haltung: Lernen ist ein aktiver Prozess, der bei den Schüler*innen stattfindet und der von außen nicht gesteuert werden kann. Lernbegleiter*innen können Impulse geben, Strukturierungshilfen und mit verschiedenen Methoden und Aufgaben den Rahmen halten. Mehr dazu in unserem online Seminar Erfolgreich Lernwege gestalten.

8. Technik und Tools für abwechslungsreiches Arbeiten nutzen

Wie aber kann das konkret aussehen? Welche technischen Möglichkeiten und Tools gibt es für die Zusammenarbeit? Hier wollen wir beispielhaft ein paar digitale Tools zur Kommunikation und kollaborativem Arbeiten vorstellen.

  • Microsoft Teams: Umfangreiche Kommunikationsplattform inklusive Cloudspeicher und der Möglichkeit für kollaboratives Arbeiten und Video-Calls. Microsoft Teams stellt seine Dienste wegen Corona zeitweise kostenlos zur Verfügung.
  • Google DocsFür schnelle individuelle und kostenlose Lösungen bietet auch Google Docs die Möglichkeit, gemeinsam an Dokumenten und Präsentationen zu arbeiten. Wenn Sie als Lehrkraft einen Google Account haben, können Sie Dokumente zum gemeinsamen Bearbeiten auch einfach per Link an die Schüler*innen schicken, sodass diese keinen Google Account benötigen.
  • ZUMpad: Gemeinsames und synchrones Arbeiten an einem Dokument lediglich über einen Link ohne Anmeldung ist auch mit ZUMpad kostenlos möglich.
  • Zoom: Ein geeignetes Tool zum Durchführen von Videokonferenzen ist Zoom. Es ist Besonders gut geeignet für Live-Unterricht, denn es gibt die Möglichkeit der „Breakout Rooms“, in denen die Klasse innerhalb der Live-Session auch in Kleingruppen arbeiten kann. Mit einem Link können Schüler*innen teilnehmen, ohne sich anzumelden. Auch eine Teilnahme per Telefon ist möglich. Uwar gibt es auch eine kostenlose Version, um die Vorteile von Zoom gut nutzen zu können, ist eine bezahlte Version nötig. Die Dauer der Video-Calls in der Basisversion ist auf 40 Minuten begrenzt, auch die Breakout-Rooms sind damit nicht nutzbar.
  • Slack: Slack ist eine kostenlose Kommunikationsplattform (auch als Smartphone App gut bedienbar), auf der verschiedene Channel (Kommunikationsgruppen) eingerichtet werden können, sodass man gut in verschiedenen Untergruppen zusammenarbeiten kann.
  • Padlet: Um kollaborativ mit grafischen Elementen zu arbeiten und z.B. Mindmaps oder Präsentationen zu erstellen, eignet sich Padlet. Das Padlet kann zum gemeinsamen Bearbeiten geteilt werden, sodass sich nur die Lehrkraft oder ein Gruppenmitglied anmelden muss. Die eingeschränkte Basisversion ist kostenlos erhältlich.

Natürlich gibt es noch viele weitere Tools, einige Kommunikationsplattformen – wie Iserv oder Moodle – werden an vielen Schulen bereits für die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Schüler*innen genutzt. Auch gibt es noch eine Menge spielerischer Tools wie Mentimeter oder Kahoot, die zum Beispiel auch den Live-Unterricht abwechslungsreich gestalten. Um die genannten Tools für digitalen Unterricht besser kennenzulernen und weitere Möglichkeiten aufgezeigt zu bekommen, schauen Sie gerne in unserem online Seminar How to – Tipps zu Technik & Software für Online Unterricht vorbei.

9. Datensicherheit beachten

Obwohl nun viele digitale Tools schnell und unkompliziert getestet und eingesetzt werden können, sollte trotz aller Eile nicht der Datenschutz übersehen werden. Sobald sich Ihre Schüler*innen bei einer App oder Software mit Name und Kontaktdaten registrieren müssen, sollten Sie dies mir den Erziehungsberechtigten abstimmen und die weitere Datenverarbeitung von Seiten des jeweiligen Softwareunternehmens klären. Daher bieten sich insbesondere Tools ohne Anmeldung für die Schüler*innen an, die lediglich von Ihnen Daten erheben und dann per Link an alle Teilnehmenden zur Nutzung freigegeben werden können. Weiteres zum Thema Datenschutz im digitalen Unterricht können Sie in unserem online Seminar Datenschutz im digitalen Unterricht und Fernunterricht erfahren.

10. Mutig sein

Digitaler Unterricht fordert uns. Es ist nicht das, was wir schon lange kennen. Es erfordert den Mut, Neues auszuprobieren. Auch Lehrkräfte müssen lernen, wie technische und pädagogische Möglichkeiten digital und online sinnvoll genutzt werden können. Dafür müssen wir uns manchmal auch aus unserer Komfortzone herauswagen. Aber genau dann fangen wir an zu lernen. Das gilt nicht nur für die Schüler*innen, sondern auch für uns. Durch die Vernetzung mit Kolleg*innen können wir auch voneinander lernen und von unserer Kreativität und Erfahrungen profitieren. Und nicht zuletzt sollten wir von den Digital Natives, von unseren Schüler*innen, lernen. Denn sie wissen nicht nur vieles über digitale Geräte und Funktionen, sondern auch darüber, wie sie selbst gerne lernen wollen.

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UnLearn School - Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft

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